Pablo Bronstein
steirischer herbst | 19.9 – 13.10.2024
Zentraleuropäische Städte wie Graz mögen altertümlich aussehen, doch viele ihrer Gebäude stammen aus dem späten 19. Jahrhundert, der Blütezeit des Historismus, als der internationale Neoklassizismus und die deutschtümelnde Neugotik um Einfluss rangen. Pablo Bronsteins Installation in der Neuen Galerie Graz für den steirischen herbst '24 beschäftigt sich mit diesem Spannungsverhältnis. Sie untersucht die nationalen und imperialen Vorstellungen, die diese Stile verkörpern, und zeigt gleichzeitig ihre grotesken, fantasievollen Möglichkeiten auf.
Bronstein präsentiert in der Ausstellung Horror Patriae das Modell eines „unendlichen Gebäudes", das das scheinbar ewig währende liberale Fin de Siècle feiert – eine Epoche, die unserer neoliberalen „Endzeit" erschreckend ähnelt. Eine Gipsskulptur schlängelt sich um eine Reihe psychedelischer Poster, die das Modell erklären. Es zeigt ein aufwendiges Tortendesign, das anlässlich des imaginären neuen Masterplans der Stadt angefertigt wurde. Auf ihm werden Elemente wie Gesimse, Rosetten und Säulen bunt gemischt. Die Plakate greifen auf Alexander von Humboldts berühmte klimatische Zeichnungen ebenso zurück wie auf Entwürfe der Architektengruppe Archigram. Bronstein reagiert damit auch spielerisch auf das benachbarte Kunsthaus, das von den ehemaligen Archigram-Mitgliedern Peter Cook und Colin Fournier entworfen wurde.
Pablo Bronstein
steirischer herbst | 19.9 – 13.10.2024
Central European towns such as Graz might look ancient, but many of their buildings date to the late 19th century, the heyday of historicism, when neoclassical and national revival styles vied for influence. Pablo Bronstein’s large-scale installation explores this tension, delving into the national and imperial imaginaries these styles embody while revealing their grotesque, fanciful possibilities.
Bronstein presents the model of an “endless building” celebrating the seeming eternity of the liberal fin de siècle—remarkably similar to our own neoliberal “end-times.” A plaster sculpture snakes around a series of psychedelic posters explaining the model. It depicts an elaborate cake design made on the occasion of the city’s imaginary new masterplan, mixing and mashing up elements such as cornices, rosettes, and columns.
The posters draw upon Alexander von Humboldt’s famous climatic schemes as well as designs by postwar architectural group Archigram. Bronstein thus also playfully responds to the neighboring Kunsthaus, designed by former Archigram members Peter Cook (born 1936) and Colin Fournier (born 1944).