Fabain Erik Patzak, Wheel of Fortune, 2020 | 120 cm x 120 cm © Bildrecht, Wien 2024 | Foto: Tobias de St. Julien

Die Dritte Generation. Der Holocaust im familiären Gedächtnis

Fabian Erik Patzak | Wheel of Fortune

Ausschlaggebend für die Beschäftigung mit der eigenen Familiengeschichte war für den Künstler die Geburt seiner Tochter und der Schlaganfall seiner Mutter 2013. Seine Mutter, die seither unter Sprachschwierigkeiten leidet, war diejenige gewesen, die ihm stets vom Schicksal der Familie Reiss erzählt hatte. Durch den Verlust ihrer Ausdrucksmöglichkeit, musste der Künstler nun selbst beginnen zu recherchieren, um mehr über seine Familiengeschichte zu erfahren. Ergebnis seiner Recherchearbeit war die mehrteilige Serie Direct Transit, betitelt nach einer Visumsangabe aus dem Pass seines Großvaters: „Durchreise durch die Schweiz ohne Aufenthalt gestattet.“ Das erinnerte Fabian Erik Patzak an die gegenwärtige Situation von Flüchtenden in aller Welt. Sie stehen nur zu oft vor einer Mauer, die er in seinen Bildern Crumbling Wall darstellte. Das Adjektiv crumbling (zerbröckeln) verweist auch auf die persönliche Bedeutung der Mauer für den Künstler: Durch die Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte, brachte er so einige Mauern zum Einstürzen.

Das Pendant zum Porträt seines Großvaters ist das seiner Urgroßmutter. Ihre Flucht führte sie über Jugoslawien, Griechenland und Istanbul nach Syrien, weiter nach Bagdad, das sie nur wenige Wochen vor dem Farhud (Pogrom in Bagdad 1941) Richtung Bombay (Mumbai) verließ, von wo sie auf einem amerikanischen Schiff via Kapstadt und Trinidad die USA erreichte. All das zu überleben war nur möglich mit unglaublich viel Glück – und in diesem Sinne entwarf Patzak ein Glücksrad mit der Fluchtroute seiner Urgroßmutter.

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The Third Generation. The Holocaust in Family Memory

Fabian Erik Patzak | Wheel of Fortune

The artist began to investigate his own family’s history following the birth of his daughter and the stroke suffered by his mother in 2013. She had always been the one to talk about the Reiss family, but now the stroke affected her speech, and this is what prompted the artist to carry out his own research. The result was a multi-part series Direct Transit, named for a visa entry in his grandfather’s passport: “Direct transit through Switzerland allowed.” It reminded him of the situation of refugees all over the world today. They often find themselves infront of a wall, which he represents in his Crumbling Wall pictures. The adjective “crumbling” also refers to the personal significance of the wall for the artist and the breaking down of walls through investigation of his family’s history.

The pendant to the portrait of his grandfather is that of his great-grandmother. She escaped via Yugoslavia, Greece, and Istanbul to Syria and then on to Baghdad. She left Iraq just a few weeks before the Farhud pogrom in 1941 in the direction of Bombay (Mumbai), from where she reached the USA on an American ship via Cape Town and Trinidad. Her survival was a matter of pure luck, and it was with this in mind that Patzak depicted her flight on a wheel of fortune.

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