
James Richards, 2025
James Richards
Fevers
Grazer Kunstverein | 26.6. – 30.8.2025
Manchmal liegt ein Fieber in der Wahrnehmung – eine Hitze, die sich aufbaut, wenn ein Bild zu lange verweilt, wenn ein Klang sich unter die Sprache schleicht. Nichts ist hier stabil, nur Fragmente: halbe Erinnerungen, sanfte Gewalt, stille Ekstasen. Bilder stottern, flackern, weichen zurück. Sehen führt nicht zu Klarheit, sondern zu einer Art Offenlegung. Fieber ist schließlich keine Krankheit, sondern eine Reaktion – eine regulierte Verschiebung des inneren Sollwerts des Körpers, eine Entscheidung von innen heraus, die Hitze zu erhöhen. Im Fieber intensivieren sich die körpereigenen Systeme, sie arbeiten, um zu verteidigen und zu heilen, aber auch um zu öffnen und zu reinigen – zugleich nach innen und außen gewandt.
Fieber ist die Rebellion des Körpers, ein Beharren auf seiner eigenen Handlungsfähigkeit. Es signalisiert nicht nur ein Eindringen oder eine Verletzung, sondern die Weigerung des Körpers, neutral zu bleiben – kühl und gefasst zu bleiben. In der erhöhten Temperatur des Fiebers schärfen sich die Sinne. Farben leuchten heller, Klänge dringen tiefer ein. Die Peripherie wird dringend, jede Empfindung zu einem kleinen Feuer. In der Hitze erblicken wir nicht nur das, was uns bedroht, sondern auch das, was uns belebt – was uns am lebendigsten fühlen lässt.
Und all das, während wir darauf warten, dass es abklingt. Der Fiebertraum summt weiter, durchdrungen vom Halbdunkel unbeständiger Offenbarungen. Hier gibt es keinen Stillstand, nur ein rastloses Entfalten, das seltsame Zerbersten von Schwellen, die sich in endloser Abfolge auflösen und neu bilden. Im fiebrigen Zustand scheint die Luft zu zittern, jeder Atemzug ein Aufflackern von etwas kaum Benennbarem. Das Fieber endet nicht wirklich, es zieht sich vielmehr zurück und hinterlässt eine Landschaft aus Umrissen – Kanten, die leuchten, sich kräuseln und nicht verblassen wollen. Im morgendlichen Rückstand des Fiebers rückt die Welt näher, lebendiger in ihren Brüchen und ihrem Fluss.
Fevers ist eine Ausstellung von James Richards mit aktuellen und neu in Auftrag gegebenen Arbeiten in Ton und Bild. Sie wurde von Tom Engels kuratiert und wird von einer Publikation des Grazer Kunstvereins begleitet, die noch in diesem Jahr erscheinen wird.
James Richards
Fevers
Grazer Kunstverein | 26.6. – 30.8.2025
Sometimes, there is a fever to perception—a heat that builds when an image lingers too long, when a sound worms its way beneath language. Nothing is stable here, only fragments: half-memories, soft violence, quiet ecstasies. Images stutter, flare, recede. Looking does not lead to clarity but a kind of exposure. Fever, after all, is not an illness but a response—a regulated shift in the body’s set point, an internal decision to raise the heat. In fever, the body’s own systems intensify, working to defend and to heal, but also to open and purge—turning inward and outward at once.
Fever is the body’s rebellion, an insistence on its own agency. It signals not just intrusion or injury, but the body’s refusal to remain neutral—to stay cool and contained. In the heightened temperature of fever, the senses sharpen. Colors burn brighter, sounds penetrate deeper. Periphery becomes urgency, each sensation a small blaze. In the heat, we glimpse not just what threatens us, but what quickens us—what makes us feel most alive.
All this while we wait for it to break. The fever dream continues to hum, thick with the half-light of unsteady revelations. There is no stillness here, only a restless unfolding, the strange rupture of thresholds dissolving and reforming in endless succession. In a fevered state, the air seems to shiver, each breath a flicker of something not quite nameable. The fever does not so much end as recede, leaving in its wake a landscape of outlines—edges that glow, ripple, and refuse to fade. In the fever’s morning residue, the world leans closer, more alive in its fractures and flux.
Fevers is an exhibition by James Richards presenting recent and newly commissioned work in sound and image. It is curated by Tom Engels and will be accompanied by a publication by Grazer Kunstverein, designed by Julie Peeters, to be released later this year.